45.0

ich bin hässlich!

meine heizung ist aufgedreht, aber mir ist trotzdem eiskalt. in meiner leo-decke eingewickelt sitze ich auf meinem schreibtischstuhl. die decke habe ich zu meinem geburtstag bekommen und habe sie sofort in meinen schrank geworfen. zwar ist sie kuschlig, warm und weich, aber auch unnötig. ich habe schon eine pinke kuscheldecke in meinem bett liegen - und wegen dieser unwichtigen tatsache war ich unglaublich wütend. kaum zu glauben, dass ich wegen solchen minimalen sachen immer ausrasten kann. ich bin explosiv, meine stimmung kann sich innerhalb einer sekunde zutiefst ändern. ich hasse diese eigenschaft an mir - meine eigenschaften machen mich hässlich!

aber mein körper macht mich ebenso hässlich. ich bin fett. ich bin wabbelig. ich bin abscheulich. ich bin widerlich. ich bin hässlich. mir wird das jeden tag schmerzlich bewusst und ich will doch etwas ändern, aber ich tue es nicht. ich tue nichts, ich liege nur rum und fühle mich schlecht. ich bin eins von diesen mädchen, die reden, aber nie etwas machen. an sich selbst rumheulen, aber nichts tun. diese art von menschen hasse ich! ich hasse mich. mein gewicht steht fest, begründet; ich fresse. und will es doch gar nicht. ich will dünn sein - so sehr! aber ich sehe nur meine hässlichkeit, mein fett. ich muss mich ändern! ich ertrage mich selbst nicht mehr.

heute nacht haben mich zwei kumpels um viertel vor vier abgeholt, wir sind ein wenig rumgedüst und hatten die üblichen gespräche. für diese zwei stunden war ich abgelenkt von meinem selbsthass. ich bedanke mich an dieser stelle bei diesen zwei, weil es so einfach mit ihnen ist, sie erwarten nie etwas. und danke für diese eine nacht im mai; euch mag sie nicht viel bedeuten, aber für mich war das ein wichtiger abend! ich lachte wieder von ganzem herzen.